Die alte Klostermühle zu Pforzen
Familie Rotter

Auszüge aus der Chronik der Klostermühle

Die Ritter von Pforzen als Untereigentümer der Mühle?
Nach Ausbildung des Ritterstandes ( siehe Änderung des Wehrwesens und Verknüpfung mit dem Lehenwesen) wurden die Vasallen der Grafen von Ursin, als Unfreie aus dem Dorf Pforzen zum Miltärdienst gezogen und zum Ritter ausgebildet, mit einigen Gütern in und um Pforzen belehnt. Dabei dürfte die Mühle nahe an der Wertach ebenfalls unter ihren Schutz gestellt worden sein. Leider gibt es darüber keinen urkundlichen Nachweis.

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts ließen wahrscheinlich die Ritter von Pforzen in FronarbeitÜ den kurzen Mühlbach zum ebenfalls neu geschaffenen Burggraben ihres Burgstalles umleiten. Dabei bekam auch die Mühle den Standort näher zum Burgstall und der Siedlung hin. Dies brachte zwei entscheidende Vorteile. Zum einen konnte bei Gefahr der Burgraben geflutet werden, zum anderen wurde die Mühle von den häufigen Hochwassern der nicht gebändigten Wertach besser geschützt.
Nach dem Aussterben der Ritter von Pforzen, die sonst nicht recht begütert und westlich des Dorfes zur Wertach hin ihre Burg, besser gesagt Burgstall, hatten, fiel das Lehen wieder den Grafen von Ursin anheim.

II. Der erste urkundliche Nachweis der Mühle zu Pforzen.
Um 1130 verlegten die Grafen von Ursin ihren Stammsitz von Ursin (Irsee) nach Ronsberg und nannten sich fortan nach diesem Ort. Von der Stammburg in Irsee ist heute nur noch die Stephanskirche erhalten.
Die Grafen von Ronsberg, gaben die Güter und die Mühle zu Pforzen den Rittern von Lechsperg zu Lehen, die ihre Burg bei Asch besaßen und ebenfalls Dienstmannen der Ronsberger waren. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde folgendes Abkommen schriftlich festgehalten:
"1345 bewilligt Raupolt (auch Rapot) der alt, Bürger zu Buren (Kaufbeuren) mit Genehmigung seines Lehenherrn, Rupprecht des Lechspergers, der Stadt Augsburg, gegen Erlag von 50 Pfund Heller, bei seiner an der Wertach gelegenen Mühle zu Pfortzheim eine Wuhr zur Flossfahrt zu bauen"
Zur Erklärung: Dabei geht es darum, daß in das bestehende Wehr (das zur Aufstaung des Wassers für den Triebwerkskanal dient) eine Rinne gebaut werden durfte, über die die Flöße bzw. die Baumstämme ungehindert flußabwärts treiben konnten.
Gleichzeitig mußte gegen den Triebwerkskanal ein Schutzwehr gebaut werden, damit nicht einzelne Baumstämme hineingeraten und Schäden am Mühlrad verursachen konnten. Auch aus anderen Urkunden, die diesen Raupolt oder Rapot den alten, Bürger zu Buren betreffen, geht nicht hervor, ob dieser auch gleichzeitig der "Müller auf der Mühle zu Pforzen" war.

Die Lechsperger verlegen die Mühle - der Mühlenfrieden.
Gegen Ende des 14. Anfang des 15. Jh. waren außer den Burgen, Burgställen, Klöstern und Kirchen alle anderen Bauernhöfe und Hofstätten aus Holz, höchstens der Wohnteil aus Lehmwänden gebaut, die mit Stroh oder Weidenruten verstärkt waren.
Auch die Mühlen besaßen lediglich zum Triebwerkskanal in der Verbindung von Wasserrad und WellbaumÜ ein Steinfundament; deshalb wird in den bekannten Lehen- und Reversbriefen auch immer vom "Mühlwerkstadel" gesprochen. In den Mühlen wurde in diesen Zeiten noch "offen" gemahlen; in der Mühle staubte es dementsprechend.
In Zeiten, in denen viel gemahlen wurde, passierte es immer wieder, daß es zu Explosionen kam, nach denen die Mühle total abbrannte. Für die damaligen Menschen unerklärlich!
Heute wissen wir, daß nur 20 g Mehlstaub pro Kubikmeter Luft genügen, daß durch einen Funken oder eine Kerzenflamme eine solche Staubexplosion ausgelöst werden kann.
Da auch sonst alles Inventar einer Mühle aus Holz war, brannte der ganze Mühlwerkstadel wie Zunder und die Mühlsteine zerplatzten in der Feuersglut. Das dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, warum nach einer solchen Zerstörung durch Eplosion und Feuer gegen Ende des 14. Jahrhunderts der Mühlbach weiter gegen Norden durchstochen wurde und die Mühle außerhalb Etters gelegt wurde.
Häufig ist in der Literatur zu lesen, daß das "Müllern" als "unredliches Handwerk" gegolten habe und deshalb mit anderen unredlichen Berufen, wie z.B. Abdeckern, Schäfern und Hirten, die außerhalb der Dorfgemeinschaft leben mußten.
Zumindest für unsere Region kann, vielleicht von einigen Ausnahmen abgesehen, behauptet werden, daß die Müller durchaus redlich waren. Es war ein Erfahrungswert der Grundherren, die Mühlen wegen der Feuergefahr für das ganze Dorf nur "außerhalb Etters" bauen zu lassen.
Da aber die Mühle für die Grundherrschaft so bedeutend war, wurde sie geschützt durch den Mühlenfrieden, d.h. eine Örtlichkeit, die unter dem besonderen herrschaftlichen Schutz stand und deshalb auch als Zufluchtstätte diente. Mit diesem Asylrecht wurde aber auch Mißbrauch getrieben .
Bei der Verlegung der Mühle in Richtung Norden wurde rechts vom Weg zur Mühle ein Steingebäude errichtet, das von der Architektur her, zu Beginn des 15. Jahrhundert gebaut worden sein muß.
Im Vorraum weist es ein Tonnengewölbe, im Hauptraum ein gotisches Kreuzrippengewölbe auf. An der Stirnseite befinden sich 3 kleine Altarnischen, wobei in der mittleren vielleicht ein Kruzfix stand und in den beiden äußeren je eine Heiligenfigur enthielten. Auch die Seitenwände enthielten Nischen, in denen sicher Kerzenleuchter gestanden haben.
Es ist anzunehmen, daß es zu Anfang nicht nur als Hauskapelle, sondern als Fluchtraum bei Brand oder Überfällen diente.
Dies ist der eindeutige Beweis, daß die Mühle zu Zeiten der Lechsperger an diesen Ort verlegt wurde. Später in sichereren Zeiten wurde daraus ein Vorratskeller.
Nach dem Niedergang der Ritter von Lechsperg Anfang des 15.Jahrh., deren letzter Sproß, der Eytel von Lechsperg, ein übler Raubritter war, fiel die Mühle zu Pforzen als Lehen wieder den Ronsbergern bzw. deren Erben, den Kemnatern anheim.
Es gibt keinen schriftlichen Nachweis darüber, wer die Mühle als Nutzeigentümer zu Lehen hatte. Denkbar wäre, daß die Kemnater die Mühle zu Pforzen vom Kloster Irsee verwalten ließen.